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Die starken Frauen von Govindpuri


Sie steht da wie ein Fels – und jede, die den 15-Quadratmeter-Raum betritt, der ihre Wohnung darstellt, spürt ihre innere Autorität. Saritra Kumar kümmert sich seit beinahe 30 Jahren um die Frauen-Selbsthilfegruppe in Govindpuri, einem Stadtteil von Neu Delhi. Hier hausen auf engstem Raum Tausende von Menschen, ohne Kanalisation, ohne fließendes Wasser, zum Teil muss die Familie über Leitern ihr Zimmerchen erreichen. Die nächste Toilette in einer Sanitäranlage liegt 200 Meter entfernt.

In Saritras Wohn-Ess-Schlafzimmer (nur die Küche ist in einer Nische davon getrennt) sitzen 20 Frauen auf dem Boden – und möchten mit uns sprechen. Wir, die von Deutschland kommen und die neuen, von STOP betreuten "Communities" kennenlernen wollen. Die Frauen erzählen von ihren Nöten im Alltag, dass sie hoffen, nicht krank zu werden – denn wer soll sonst die Kosten für Medikamente oder Arzt bezahlen? Von der Angst, den sie um ihre Töchter haben, wenn diese auf dem Weg zur Schule sind – ja, es kommen auch Gespräche auf über häusliche Gewaltsituationen; aber ebenso wie sie sich durch die Gemeinschaft gestärkt fühlen. Manche haben eine kleine Arbeit und sogar ein eigenes Bankkonto. Sie alle haben jedoch Angst, diesen Stadtteil zu verlassen, denn im Gewühl von Delhi fühlen sie sich unsicher und verloren.

Daher spricht Saritra für alle: "Wir wünschen uns einen Gemeinschaftsraum, ein Zentrum, in dem wir uns in Sicherheit treffen können. Hier könnten wir auch – und das wäre ein Traum – zum Beispiel Nähmaschinen hinstellen und nähen lernen – oder es könnte einmal ein Arzt hierhin kommen wie in den anderen von STOP betreuten 'Communities'. Es gibt zwar staatliche Impfprogramme, aber wir haben keinen Zugang dazu. So ein Zentrum wäre eine Keimzelle, von der aus sich viel Neues entwickeln könnte…. Wenn ihr zurück nach Deutschland geht – vergesst uns bitte nicht!"

Seit über 20 Jahren leistet STOP Sozialarbeit in mehreren Armenvierteln von Delhi. Unsere Partnerorganisation hat ein Konzept entwickelt, das stark auf die Mitwirkung insbesondere der Frauen setzt. Dass dieses Konzept erfolgreich ist konnten wir bei unserem Aufenthalt im November 2018 erfahren. Im Bawana, einem weiteren Slum am Rand von Delhi, gibt es seit 15 Jahren ein Mikrokredit-System. Hierüber können jährlich bis zu zwölf Kleinkredite an Frauen vergeben werden, die sich damit ein kleines Geschäft oder Unternehmen aufbauen. Die Zahlungsmoral ist gut, und die kleine, selbst verwaltete Bank hat schon Rücklagen in Höhe von 10.000 Euro angesammelt – um weitere Anfragen bedienen zu können.

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